25. Oktober 2018 / 22:00
Autor:  Daniel Preikschat

Fehlalarme und Bagatell-Einsätze nehmen zu - Vetschauer Feuerwehren am Limit

Immer mehr Einsätze schlauchen die Einsatzkräfte. Aus Sicht des Stadtwehrführers geht es so nicht weiter.

Als hätten die Feuerwehren der Stadt Vetschau mit ihren Ortsteilen in diesem Dürre-Sommer nicht bereits genug damit zu tun, richtige Brände zu löschen? Stadtwehrführer Holger Neumann verzweifelt fast. Viel zu oft, sagt er mit Blick auf die Einsatz-Statistik, rollen Einsatzfahrzeuge wegen Fehlalarmierungen, Bagatellen oder kleineren technischen Hilfeleistungen aus den Feuerwehrgerätehäusern. Der Vetschauer Feuerwehrmann könnte Beispiele nennen dafür fast ohne Ende: Am 12. Oktober, gegen 4 Uhr, rückt die Feuerwehr aus zu einer Wohnung in der Vetschauer Kraftwerkstraße. Nachbarn haben Hilferufe gehört, Rettungsdienst und Polizei stehen vor der verschlossenen Wohnungstür. Über ein Fenster verschafft sich die Feuerwehr Zutritt in die Wohnung. Vorgefunden wird ein hilfebedürftiger Bürger, der es nicht ohne Unterstützung auf die Toilette schafft. Einen Tag zuvor waren die Feuerwehrleute im Ortsteil Repten. Ein Graben oder Feld brennt, heißt es von der Leitstelle. Wie sich zeigt, brannte aber nur ein Bürger seine Wiese kontrolliert ab, was er auf Anraten der Feuerwehr umgehend beendete. Tags drauf das Gleiche nahe Suschow, diesmal mit Gartenrückständen. Wiederum nur drei Tage später erneut ein Fehlalarm wegen eines Lagerfeuers. Sehr oft ausgerückt, ohne vor Ort helfen zu müssen, ist die Vetschauer Feuerwehr auch zu Brandmeldeanlagen in Burg. Zuletzt am 3. Oktober um kurz nach Mitternacht. Schaut Holger Neumann in die Einsatz-Statistik, stellt er einen eindeutigen Trend fest: Die Vetschauer Feuerwehr wird immer häufiger alarmiert. Schwankte die Zahl der Einsätze für die Jahre 2009 bis 2016 zwischen 69 und 118, schnellte die Einsatzzahl im Jahr 2017 hoch auf 166. In diesem Jahr wurden die Vetschauer bereits 125 Mal alarmiert. Oftmals wegen Vorkommnissen, so die Meinung des Stadtbrandmeisters, die nicht zwingend den Einsatz der Feuerwehr erfordern. Wegen harmlosen, beaufsichtigten Feuern auf Privatgrundstücken müsse niemand die Feuerwehr alarmieren. Türen sollte im Notfall auch die Polizei öffnen können, die ohnehin oft bereits vor Ort ist. Häufig komme es auch ohne Not zu Türnotöffnungen. Wenn Rollos tagelang nicht aufgezogen werden oder der Briefkasten voll ist, kann das auch daran liegen, dass der Bewohner umgezogen ist oder im Urlaub weilt. Im Zweifel werden aber eben oft gleich der Rettungsdienst und die Feuerwehr alarmiert, im Jahr 2018 bisher elf Mal, sagt Neumann. Für den Wehrführer, seit mittlerweile 38 Jahren Feuerwehrmann, ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Seine Leute seien der vielen – oft unnützen – Einsatzfahrten verständlicherweise überdrüssig, teilweise bleiben sie den Einsätzen fern. Die vielen Alarmierungen wegen Bagatellen demotivieren die Hilfeleister. Die Tageseinsatzbereitschaft sei ohnehin aufgrund der sinkenden Mitgliederzahlen immer schwieriger zu gewährleisten. Künftig – ist der Vetschauer überzeugt – können ausschließlich ehrenamtlich tätige Feuerwehrleute die vielen Einsätze nicht mehr leisten. Die Erwartungshaltung an die Feuerwehr ist in den zurückliegenden Jahren enorm gestiegen, die Bereitschaft, in der Freiwilligen Feuerwehr tätig zu sein, dagegen gesunken. Daran würden auch neue Fahrzeuge und Gerätehäuser nichts ändern. Neumann folgert daraus: „Dann muss man verschiedene Leistung eben einkaufen.“ OSL-Kreisbrandmeister Tobias Pelzer sieht die Situation ähnlich. Die Einsatzzahlen stiegen landkreisweit in den vergangenen Jahren ebenfalls an. Zumindest „gefühlt“, aktuelle Zahlen für dieses Jahr liegen Pelzer noch nicht vor. Tragedienste aber zum Beispiel, die in den vergangenen Jahren die Feuerwehren sehr belastet haben, seien mittlerweile nicht mehr das Problem – dank der getroffenen Vereinbarungen mit dem Rettungsdienst im Landkreis. Knackpunkte aktuell sind aus Pelzers Sicht eher Brandmeldeanlagen, die Fehlalarme auslösen, sowie – da gibt der Kreisbrandmeister dem Vetschauer Wehrführer recht – die Türnotöffnungen. Rettungsdienste dürften aber nun mal die Türen nicht öffnen und seien dazu auch nicht in der Lage. Eine Option für Pelzer: Die Polizei mit einem Türnotöffnungssatz auszustatten. Die ansteigende Zahl der Alarmierungen hat aus Sicht Pelzers auch mit dem demografischen Wandel in der Region zu tun: „Die Menschen werden älter und sind teilweise auf sich allein gestellt.“ Das sieht auch der Vetschauer Stadtbrandmeister Holger Neumann so: „Die Gesellschaft hat sich verändert, das System Freiwillige Feuerwehr aber bisher nicht.“
Quelle: lr-online.de

Foto: Ho.Neumann (Archiv)

 

Letzte Einsätze

21.03.2024 / 05:07

19/2024 Stichwort: H:VU-LKW/BUS

LKW Unfall auf der A15


14.03.2024 / 20:20

18/2024 Stichwort: B:BMA

Einlauf Brandmeldeanlage


Letzte Nachrichten

12.04.2023 / 21:30

Osterübung im Spreewald

Bei Wind und Wetter kippen Bäume um.


22.03.2023 / 12:00

Zeitreise der Alters- und Ehrenabteilung

Ausflug zum BER und in ein Feuerwehrmuseum