Es ist einfach nicht zu glauben: Erst haben die Laasower kein Haus für ihr modernes Hilfeleistungslöschfahrzeug, dann ein Provisorium mit Behelfstor, das ein Marder lahm gelegt hat, dann die Drohung, dass die Feuerwehr ihr Ehrenamt niederlegt, weil sich nichts tat. 2015 wird eine neue Halle gebaut, in der jetzt die Uniformen samt Stiefel schimmeln.
In der neuen Fahrzeughalle für das 280 000 Euro teure Hilfeleistungslöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Laasow müffelt es. Wehrführer Thomas Raak hat alle Wandschränke abgerückt, denn dahinter steht das Wasser. Vor den Schränken schimmeln an die zehn Stiefelpaare vor sich hin. In der Ecke vor der Ausfahrt will die Pfütze nicht verschwinden, weil der Fußboden nach Ansicht des Laasowers schlecht gearbeitet ist. "Hier, sehen Sie sich das an", fordert der verärgerte Wehrführer auf und zeigt auf ein Foto: "So haben vor ein paar Tagen unsere Uniformen ausgesehen, verschimmelt."
Es war Freitag, kurz vor 18 Uhr. Die Feuerwehr wollte zur Ausbildung an den Gräbendorfer See. Denn so, wie es aussieht, wird absehbar dort mit dem Bau der ersten Ferienhäuser begonnen. Als künftiges Urlaubsparadies am See braucht Laasow eine schlagkräftige Feuerwehrtruppe.
Doch den Frauen und Männern, die dafür in ihrer Freizeit üben, büffeln und sich abrackern, wird das Leben schwer gemacht. Als sie an diesem Tag ins Feuerwehrhaus kommen, glauben sie nicht, was sie da sehen: Die Uniformen und Stiefel voller Schimmelflecke. "Einige haben sich geekelt, das Zeug nicht angezogen, und sind gleich wieder gegangen", erzählt Thomas Raak. Die Uniformen habe er inzwischen zur Reinigung gegeben. Die Rechnung dafür liege der Stadt noch nicht vor, sagt Fachbereichsleiterin Nadine Wegner. Aber das ist momentan die geringste Sorge der Laasower.
"Die Firmen, die hier gearbeitet haben, sollten sich schämen", sagt der Wehrführer und zeigt aufs undichte Dach. Wasser musste schon aufgefangen werden. "Wenn wir mit dem Auto reinkommen, das vom Regen nass geworden ist, wird es hier drin nicht trocken", sagt er. Außerdem hätten die meisten glücklicherweise eine Arbeit und könnten sich nicht ständig um das Klima in der Fahrzeughalle kümmern. Aber auch die Außenanlagen hätten es in sich. Wer zuerst da sei, müsse auf halsbrecherischem Weg ums Haus, um von innen das große Hallentor zu öffnen. "Das einzige, was in Ordnung ist, ist die gepflasterte Fläche vor der Halle", sagt Thomas Raak. "Ich bin richtig sauer, auch meine Leute sind stinkig. Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, aus der Feuerwehr auszutreten. Und da bin ich nicht der einzige, wir haben die Nase voll."
200 000 Euro hat die Stadt aus eigener Tasche für die neue Fahrzeughalle ausgegeben, die der Anfang sein soll für ein gemeinsames Feuerwehr-/Dorfgemeinschaftshaus für insgesamt mehr als eine Million Euro. Dazu hatte die Stadt einem Laasower vor mehr als drei Jahren die massive Scheune in der Ortsmitte abgekauft. Bis es soweit war und Vetschau sich entschieden hatte, für die Feuerwehr ein neues Haus zu bauen, hatte die Laasower Wehr Ende 2013 damit gedroht, ihren Dienst einzustellen.
Denn das moderne Fahrzeug hatte nicht in die alte, einsturzgefährdete Halle gepasst. Ein metallener schmaler Anbau schaffte provisorisch Abhilfe. Später hat ein Marder die Isolierung der elektrischen Leitung angeknabbert und für einen Kurzschluss gesorgt. Dadurch funktionierte der Toröffner nicht mehr. Es war zum Haare raufen – und das ist es bis heute.
Ohne Fördermittel, so erklärt Fachbereichsleiter Sven Blümel, dürfe laut Beschluss der Stadtverordneten nicht weitergebaut werden. Das bedeute zum Beispiel, dass die verlegte Fußbodenheizung in der neuen Halle nicht angeschlossen werden könne. "Im Winter hatten wir mit einer provisorischen Heizung dafür gesorgt, dass die Halle frostfrei bleibt. Das hat allerdings nicht für die Garderobe gereicht", bedauert Sven Blümel. Zweimal seien Fördermittelanträge schon negativ beschieden worden. Für den gesamten Bau rechnet die Stadt mit noch einmal 900 000 Euro. "Wir hoffen weiter. Im Dezember 2015 ist das Kommunale Infrastrukturprogramm aufgelegt worden, mit dem Vorhaben im Feuerwehrbereich unterstützt werden sollen. Da haben wir uns jetzt angestellt", erklärt der Fachbereichsleiter. Zunächst soll ein Luftentfeuchter angeschafft werden, der die Luft trocknen und Schaden begrenzen soll.
KommentarEine echt gebeutelte Ortswehr ist das in Laasow. Und sie scheint einfach nicht zur Ruhe zu kommen. Nun hat sie nach Jahren endlich eine neue Halle für ihr modernes Fahrzeug, und noch gibt es weiterhin Ärger. Der verständlich ist, denn bedenken sollte jeder, dass der Job, den die Frauen und Männer dort machen, freiwillig ist. Wenn andere die Beine hochlegen, fahren sie zur Übung für einen eventuellen Ernstfall. Zum dritten Mal stellt sich Vetschau nun an, um an Fördermittel für den nötigen Weiterbau zu kommen. Das kostet erneut viel Zeit, die für die Laasower Wehr schicksalhaft werden könnte. Deshalb ist das durchaus eine Überlegung der Stadtverordneten wert, mit einer kurzfristigen Entscheidung noch höheren Schaden abzuwenden.
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Quelle: lr-online