Leiche im verbrannten Auto - Rätsel um Suizid bei Vetschau

Nach dem Pkw-Brand mit Leichenfund in einem abgelegenen Waldstück bei Raddusch gibt es erste Erkenntnisse. Dennoch bleiben viele Fragen offen.

Schon der Notruf ist mysteriös: Um 16.28 Uhr klingelt an diesem 5. Januar das Telefon bei Polizei und Feuerwehr. Über Handy ruft eine Frau an und meldet einen brennenden Pkw. Wo sich dieser befindet, kann sie aber nur sehr grob beschreiben. Die Anruferin bleibt anonym, der Anruf selbst kann nicht mehr zurückverfolgt werden.

Pkw steht vollständig in Flammen

Vetschaus Stadtwehrführer Holger Neumann macht sich mit seinen Feuerwehrkameraden auf die Suche nach dem brennenden Fahrzeug. Sie gestaltet sich über Feld- und Waldwege äußerst schwierig. Neuschnee fällt, die Sicht ist eingeschränkt an diesem späten Dienstagnachmittag.
In einem Waldstück nahe des Kahnsdorfer Sees bei Raddusch erkennen die Kameraden in der Abgeschiedenheit des Waldes zuerst einen Lichtschein. Beim näheren Heranfahren sehen sie einen brennenden Pkw - einen Kleinwagen. Er steht vollständig in Flammen.
Wasser zum Löschen führen die Kameraden reichlich mit: „In mehreren Löschfahrzeugen befinden sich 8200 Liter Löschwasser“, sagt Neumann. Um den Kleinwagen abzulöschen und abzukühlen, reichen den Vetschauern etwa 1000 Liter. Um das Fahrzeug herum bildet sich ein kleiner See.

Überraschende Entdeckungen im Fahrzeug

Erst jetzt machen die Feuerwehrleute eine grausige Entdeckung. Auf dem Fahrersitz befindet sich eine verkohlte Leiche. Notarzt und Kripo müssen gerufen werden.
Da es bereits stockdunkel ist, muss der Ort des Geschehens ausgeleuchtet werden. Der eintreffende Arzt kann nur noch den Tod bescheinigen. Die Kripo schaltet ein Bestattungsunternehmen zum Bergen und Transport der Leiche ein. Sie wird später in Frankfurt Oder obduziert.
Nach Recherchen der Rundschau sind um den Sitz der verkohlten Person herum Briketts und Holzkohle aufgeschichtet gewesen. Doch nicht nur das: gefunden wird außerdem ein toter Hund. „Wir haben für die Bergung und Spurensicherung ein großes Zelt aufgebaut, zumal es weiter geschneit hat“, sagt Neumann. Viel können die Ermittler nach dem Löschvorgang nicht mehr finden. Das Fahrzeug ist vollkommen ausgebrannt.

Nummernschild steckt im Schnee

Allerdings entdecken die Einsatzkräfte in der näheren Umgebung das Nummernschild des Pkw. Es steckt im Schnee und hat ein Cottbuser Kennzeichen.
„Der harte und ungewöhnliche Einsatz dauerte sieben Stunden“, sagt Holger Neumann. Psychologische Begleitung hätten seine Kameraden nicht benötigt, auch wenn das Auffinden einer Brandleiche sicher zu den furchtbarsten Momenten im Dienste eines Feuerwehrmanns zählt.

Hinweise auf Fremdverschulden?

Aber um wen handelt es sich bei dem Toten und warum ist das Auto in Flammen aufgegangen? Nach mehrtägiger Ermittlungsarbeit von Kripo und Spurensicherung gelangt die Polizei zu ersten Erkenntnissen: „Bei der toten Person handelt es sich um einen 48-jährigen Mann aus Cottbus. Er hat sich das Leben genommen“, sagt Polizeisprecherin Ines Filohn. Hinweise auf Fremdverschulden und damit ein Verbrechen könne man definitiv ausschließen. Dass die Mordkommission den Fall übernommen hat, sei normal, so Filohn. Ein bei Brandopfern übliches Vorgehen.
Dennoch bleiben Fragen offen. Wie kann sich jemand auf solch grausame Art und Weise umbringen? Wer war die anonyme Anruferin, die später nicht mehr erreichbar war? Und wie konnte sie das brennende Auto in dem abgelegenen Waldstück überhaupt entdecken? Laut Aussage der Feuerwehr ist der Brandherd von der Straße nicht einsehbar.

Diese Form des Suizids ist möglich

Gegenüber der Rundschau sagt ein Insider, dass sich nun noch toxikologische Untersuchungen anschließen müssten. Dadurch soll geklärt werden, ob der Mann beim Ausbruch des Feuers möglicherweise betäubt gewesen sei. Dann bleibt aber rätselhaft, wie er unter Betäubung noch den Pkw beziehungsweise sich selbst in Brand stecken konnte. Eine andere Möglichkeit ist, dass sich der Mann vor Entzünden des Pkw selbst festgebunden hat. Das aber gibt die Spurenlage nicht mehr her.
Nach Angaben eines erfahrenen Beamten ist diese Form der Selbsttötung zwar möglich, aber nur schwer vorstellbar. Hingegen gibt es Beispiele, dass sich Menschen mit Brandbeschleunigern wie Benzin übergießen und anzünden. Bei zahlreichen Selbstverbrennungen spielt auch eine psychische Krankheit eine Rolle. Eine psychische Ausnahmesituation vermutet bei dem Toten vom Kahnsdorfer See auch Polizeisprecherin Ines Filohn. „Wir begegnen bei unserer täglichen Arbeit Dingen, die manchmal nur schwer nachzuvollziehen sind“, so Filohn.

Was ist ein erweiterter Suizid?

Eine Besonderheit bei diesem Selbstmord ist der im Wagen mit aufgefundene tote Hund. In Fachkreisen spricht man bei Selbstmorden mit mehreren Personen oder mit beteiligten Tieren von einem „erweiterten Suizid“. Offenbar hat der 48-jährige Mann aus Cottbus seinen treuesten Weggefährten mit auf die letzte Reise genommen.
Quelle: lr-online.de

Foto: Ho. Neumann

 

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