13. März 2021 / 12:30
Autor:  Rüdiger Hofmann

Wer ist der Brandstifter von Suschow?

Ein dreiviertel Jahr leben die Bewohner des Vetschauer Ortsteils Suschow in Angst. Immer wieder gehen Schuppen und Scheunen in Flammen auf. Nun hat sich ein schlimmer Verdacht bestätigt.

Unheimlich sind die Schlagzeilen der vergangenen Monate aus dem Vetschauer Ortsteil Suschow: Im Mai 2020 brennt im 250-Seelen-Dorf eine Sichtschutzplane. Der Schaden bleibt noch gering, weil die Feuerwehr schnell löschen kann. Im Oktober wird ein Heckenbrand am Wiesenteich gemeldet. Weil es geregnet hat, breitet sich das Feuer nicht aus und kann ebenfalls schnell unter Kontrolle gebracht werden.

Vorfälle in Suschow werden schlimmer

Die Vorfälle werden schlimmer: Ende Januar brennt im Bereich des Suschower Ausbaus ein Schuppen ab, in dem Holz lagert. Schaden: rund 10.000 Euro. Der jüngste Vorfall ereignet sich am 11. Februar: Auch hier wird ein Scheunenbrand gemeldet. Feuerwehren aus Suschow, Vetschau und Raddusch werden zu einem Gebäude in der Hauptstraße gerufen, in dem Stroh, Holz und ein Rasentraktor gelagert waren. Den Kameraden gelingt es, ein Übergreifen der Flammen auf ein Wohnhaus zu verhindern. Stand heute wird der Schaden mit fast 100.000 Euro beziffert. Wie durch ein Wunder wird bei keinem der Vorfälle eine Person verletzt.

Calauer Beamte fahren unterstützend Streife

Die Polizei bestätigt, dass seit Mai des vergangenen Jahres sowohl Sichtschutzplanen an Zäunen, Grundstücksumfriedungen in Form von Hecken, Schuppen und Scheunen gebrannt haben. Die Beamten verschärfen ihre Ermittlungen zur Brandursache. „Ich habe mit den Geschädigten gesprochen, Zeugenaussagen aufgenommen, war Klinken putzen“, sagt Polizeihauptmeister Frank Tarnow von der Revierpolizei Vetschau. Kollegen aus Calau sind unterstützend Streife durch Suschow gefahren, um weitere Brände zu verhindern.
Vernommen wird in diesem Zusammenhang ein 17-Jähriger als Zeuge, der als Jungfeuerwehrmann und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Suschow seine Ausbildung als Truppmann begonnen hatte. Sie wurde wegen der Corona-Krise vorübergehend ausgesetzt. Die Anzeichen verdichten sich, dass er mehr ist als nur ein Zeuge. Die Gerüchteküche im Ort brodelt. Bei den jeweiligen Feuerwehreinsätzen erweist sich der Junge laut Rundschau-Informationen als sehr eifrig, ist viel im Dorf unterwegs und war bei allen Löscharbeiten mit dabei.

17-Jähriger Feuerwehrmann gesteht Brandstiftung

Aufgrund des – wie es die Polizei nennt – „Verfolgungsdrucks“ legt der 17-Jährige am 8. März schließlich ein umfassendes und schockierendes Geständnis gegenüber der Revierpolizei Vetschau ab: er hat alle Brände seit Mai 2020 selbst gelegt, bestätigt Frank Tarnow. Das Motiv sei ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl gewesen. Den Helden spielen und Gesellschaft mit den Kameraden erleben – das war vordergründiges Ziel des jungen Mannes.
„Als Feuerwehrmann will ich Brände löschen. Wenn keine Brände da sind, lege ich sie selbst“, sagt Vetschaus Stadtbrandmeister Holger Neumann auf die Frage, warum es vorkommt, dass Feuerwehrmänner aus den eigenen Reihen zündeln.
In erster Linie gehe es darum, beim Löschen von Bränden und der Rettung von Menschen oder Tieren zum Helden zu werden und soziale Anerkennung zu bekommen, hatte bereits der Brandexperte, Kriminologe und Fachautor Frank Dieter Stolt festgestellt. Tatsächlich gibt es unter Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehren Brandstifter. Genauso wie es Todesengel unter Krankenschwestern oder Bankräuber, Dealer und Mörder unter Polizisten geben kann.

Ähnlicher Fall von Brandstiftung 2019 in Calau

Solche Fälle sind nicht neu: 2019 hatte ein 18-jähriger Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr Calau gestanden, über Wochen und Monate mehrere Brände in und um Calau gelegt zu haben. Wehrführung und Stadtverwaltung zeigten sich damals schockiert. Vor allem der Imageverlust der Feuerwehr muss in solchen Fällen immer glatt gezogen werden.
Von einer „Lust am Löschen“ war zu hören, als beispielsweise im Herbst 2018 in Neuss drei 20, 22 und 23 Jahre alte Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr mindestens 30 Autos, Lastwagen und zwei Tiefgaragen anzündeten.

Täter aus Suschow zeigt Reue

Zurück zu den Fällen in Suschow: Laut Polizeihauptmeister Frank Tarnow zeigte sich der geständige Täter reumütig und erschrocken über das heftige Ausmaß seiner Taten. „Er hat sich inzwischen sowohl bei der Ortswehrführung als auch bei den Geschädigten im Ort persönlich entschuldigt.“ Seine Mitgliedschaft in der Feuerwehr hat er von sich aus gekündigt. Über den weiteren Verlauf des Verfahrens entscheidet nun die Staatsanwaltschaft.
Quelle: lr-online.de

Foto: Ho. Neumann

 

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